Morihei Ueshiba - Begründer des Aikido

Morihei Ueshiba

Morihei Ueshiba ist der Begründer des Aikido.

Diese Kampfkunst ist die Konsequenz aus all seinem Wissen und seinem Leben und auch heute noch gilt er als Lehrer aller Aikidoka und wird von ihnen resepektvoll "O Sensei" genannt, was soviel wie Großer Lehrer bedeutet.

Ueshiba entwickelte Aikido vor allem aus den Techniken des Daitō-ryū aiki-jūjutsu, welche er direkt von dessen Begründer Sōkaku Takeda lernte. Es flossen aber auch Elemente des Tenjin Shin'yō-ryū, Gotōha Yagyū Shingan-ryū und Judōs, sowie Techniken aus verschiedenen traditionellen Waffenschulen der Lanze (Yari), des Stabs (Jō) und vor allem des Schwertes (Ken) ein. Auch maß O Sensei der spirituellen Komponente eine große Bedeutung bei. Ueshiba gründete nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt Aikido, sondern entwickelte vielmehr sein ganzes Leben lang eine Kampfkunst, welche als Aikido bekannt wurde. Anfangs bestand Aikido aus einer größeren Anzahl an Techniken, welche mit vielen Schlägen auf vitale Punkte, dem Atemi, verbunden waren. Mit der Zeit erfolgte eine immer größere Trennung von den Ursprungstechniken des Daitō-ryū und die Techniken wurden runder und weicher.

Kindheit und Jugend

Am 14. Dezember 1883 wurde O Sensei als viertes Kind und einziger Sohn von Yoroku und Yuki Ueshiba in Tanabe, einem Fischerdorf geboren. Bereits sein Großvater Kichiemon war ein bedeutender Meister der Kampfkunst.
Morihei Ueshiba wuchs in einer priviligierten Familie auf. Sein Vater besaß viel Land und handelte mit Holz und Fisch, außerdem war er politisch aktiv.

Als Kind war Morihei Ueshiba oft krank und hatte einen eher schwachen K&örper. Sein Vater versuchte ihn daher zu ermutigen, Sportarten wie z.B. Sumō zu betreiben. Als Sechsjähriger lernte Ueshiba am Jizōderu-Ji. Sein Lehrer war Priester des Shingon Buddhismus und gab ihm erste Einsichten in Spiritualismus und Esotherik. Später ging er in die Tanage Grundschule und auf die Mittelschule der Tanabe Präfektur. Mit 18 Jahren wechselte er auf die Yoshida Handelsschule. Nach dem Abschluss arbeitete er zunächst in einem Steuerbüro, was ihm aber nicht gefiel. Daher verließ er 1901 seine Familie und zog nach Tokio, um dort einen Handel mit Schul- und Schreibbedarf zu betreiben. Hier begann er außerdem Kenjutsu- und Jūjutsuunterricht zu nehmen. Nach weniger als einem Jahr musste er aufgrund einer Erkrankung (Beriberi Syndrom) nach Hause zurückkehren. Wenig später heiratete Ueshiba seine Kindheits-Freundin Hatsu Itokawa.

Jahre in der Armee

1903 wurde Ueshiba in die Armee eingezogen. Durch die Musterung fiel er zunächst durch, da er kleiner als die vorrausgesetzten 1,57m war. Er schaffte es bei einer erneuten Prüfung jedoch trotzdem in die Armee aufgenommen zu werden. Es heißt, er habe sich mittels schweren Gewichten und vom Baum hängend strecken lassen, um die benötigten, fehlenden, wenigen cm zu kompensieren. Nach einem Jahr war er zum Unteroffizier befördert und nahm wenig später am Japanisch-Russischen Krieg teil. Nach einer weiteren Beförderung zum Feldwebel bekam er Heimurlaub. Diesen nutze er, um im Dōjō den Gotō-Stil des Yagyū-ryū Jūjutsu zu trainieren. Den Unterricht hier besuchte er auch weiterhin, unterbrochen jeweils vom Militärdienst.
Nach dem Krieg wurde er 1907 aus der Armee entlassen und kehrte zur Farm seines Vaters nach Tanabe zurück. Im Jahre 1911 wurde seine Tochter Matsuko geboren. Im selben Jahr began Ueshiba auch Judo mit Kiyoichi Takagi zu trainieren.

Zeit in Hokkaidō

Morihei Ueshiba 1921 in Ayabe
Morihei Ueshiba 1921

1912 zog Ueshiba mit seiner Familie auf die nördliche Insel Hokkaidō. Damals war die Region dünn und vor allem von den Ureinwohnern, den Ainu besiedelt, welche später von den Japanern vertrieben wurden. Ueshiba führte die Kishū Siedlungsgruppe an, welche mit 84 Mann die Region Shiritaki besiedeln und urbar machen wollten. Trotz herber Rückschläge in den ersten Jahren, gelang es ihnen ein Dorf aufzubauen, jedoch vernichtete 1917 ein Feuer fast das gesamte Dorf, woraufhin ca. 20 Familien die Gemeinschaft verließen. Dennoch baute Ueshiba und die Siedler, das Dorf erneut auf. Im Jahre 1918 gebar Hatsu Ueshiba seinen ersten Sohn, Takemori.

In Hokkaido traf Ueshiba auch seinen wichtigen Lehrer Sōkaku Takeda, den Gründer des Daitō-ryū aiki-jūjutsu im Jahre 1915. Tief beeindruckt von Sokakus Kampfkunst, wollte Ueshiba diese unbedingt erlernen. Er baute Takeda sogar ein eigenes Dōjō und lud ihn ein, sein permanenter Gast zu sein. 1922 bekam Ueshiba das kyoju dairi, die Lehrlizenz von Sōkaku Takeda. Außerdem erhielt er die Schriftrollen der Yagyū Shinkage-ryū Schwertschule. Ueshiba wurde Takedas Lehrassistent und zog mit ihm umher.

Spirituelle Entwicklung - Ōmoto-kyō

Morihei Ueshiba 1922 in Ayabe
Morihei Ueshiba in Ayabe 1922

Auf dem Rückweg von Shirataki nach Tanabe, um zu seinem schwer erkrankten Vater zu eilen, machte Ueshiba 1919 einen Zwischenstopp in Ayabe, nähe Kyotos um Onisaburo Deguchi, den Oberhaupt der Ōmoto-kyō Sekte zu treffen. Dort blieb er einige Tage, bevor er endgültig nach Tanabe zurückkehrte. Hier erfuhr Ueshiba jedoch, dass sein Vater bereits verstorben war. Daher kehrte er nach Ayabe zurück, um Schüler von Deguchi zu werden. 1920 trug Deguchi Ueshiba auf, den Gruppenmitgliedern in Kampfkunst zu unterrichten, daher wurde ein Dōjō am Zentrumsstandort errichtet. Ueshiba lehrte zur gleichen Zeit auch Daitō-ryū in der benachbarten Region. 1920 wurde auch sein Sohn Kuniharu geboren, verstarb aber im selben Jahr zusammen mit seinem ersten Sohn Takemori an einer Krankheit.

Im Jahre 1924 trat Deguchi mit einer kleinen Gruppe, zu der auch Ueshiba gehörte, auf Einladung des Offiziers Yutaro Yano und seiner Partner aus dem ultranationalen Amur-Bund, eine Reise in die Mongolei an, um dort zu missionieren. Aufgrund Kontakte zum gesuchten mongolischen Offizier Lu Zhankui, wurde die Gruppe jedoch zusammen mit ihm verhaftet und zum Tode verurteilt. Während Lu und seine Gruppe tatsächlich exekutiert wurden, konnte, nicht zuletzt durch Ueshibas Handelgeschicks, erreicht werden, dass Deguchis Gruppe dem japanischen Konsul überlassen wurde. Sie wurden nach Japan zurückgebracht, Deguchi dort aber erneut verhaftet.

Nach seiner Rückkehr unterwarf sich Ueshiba regidem spirituellem Training, bei dem er sich regelmäßig in die Berge zurückzog. Auch vertiefte er sein Studium der Kampfkunst und seine Fähigkeiten erlangten mit der Zeit eine gewisse Berühmtheit. Dadurch wurde er von vielen anderen zum Zweikampf herausgefordert, die er jedoch immer gewann. Einige seiner Herrausforderer wurden daraufhin Schüler von ihm. 1925 wurde er um eine Vorführung seiner Kunst in Tokio gebeten. Auf Bitte eines Zuschauers, dem Admirals Yamamoto Gonnohyōe, begann er daraufhin die Kaiserliche Garde in Kampfkunst zu unterrichten. Aufgrund seiner Verbindungen zu Deguchi, wurde Ueshiba jedoch dazu genötigt, die Lehre abzubrechen und er kehrte nach Ayabe zurück.

Zeit in Tokio

Morihei Ueshiba 1939 in Tokio
Morihei Ueshiba in Tokio 1939

Im Jahr 1926 wurde Ueshiba erneut nach Tokio eingeleaden. Dort angekommen, erkrankte er jedoch plötzlich schwer. Ein Krankenbesuch des in Japan noch immer unter Beobachtung stehenden Deguchi und eine daraufhin geführte Befragung brachte Ueshiba erneut dazu nach Ayabe zurückzukehren, nur um wenig später entgültig mit seiner Familie nach Tokio zu ziehen. Aufgrund der wachsenen Zahl seiner Schüler, wechselte er mehrfach das Dōjō bis er schließlich das Aikikai Hombu gründete. Hier wurde er auch von Jigoro Kano, dem Begründer des Judos besucht, welcher anschließend mehrere seiner Schüler zu Ueshiba sandte. Ueshiba lebte und unterrichtete in Tokio bis 1942.

Zeit in Iwama

Seit 1935 kaufte Ueshiba Land in Iwama, einer kleinen Stadt in der Ibaraki Prefektur. 1942 hatte er etwa 7 Hektar Ackerland erworben. Er baute dort ein kleines Bauernhaus und ließ sich dort nieder. Dort gründete er das Aiki Shuren Dojo, heute als Iwama Dojo bekannt. Zu dieser Zeit reiste Ueshiba viel durch Japan, vor allem in der Kansai Region und unterrichtete Aikido, damals vor allem noch Aikijūjutsu genannt. Trotz des Verbotes nach dem zweiten Weltkrieg 1945 Kampfkunst zu betreiben, trainierte Ueshiba mit seinen Schülern im Geheimen in Iwama. Nachdem das Verbot für Aikido 1948 aufgehoben wurde, gründete das Ministerium für Bildung die Aiki Stiftung. Ein Jahr später wurde das Hombu Dōjō wiedereröffnet, welches bis dahin als Auffanglager für im Krieg obdachlos gewordene Bürger diente. Die Leitung des Dōjō und der Stiftung wurde aber hauptsächlich Ueshibas Sohn Kisshomaru übertragen. Ueshiba selbst verbrachte seine Zeit vor allem mit Meditation, Gebet und Landwirtschaft in Iwama. Um Aikido zu verbreiten, bereiste er weiterhin ganz Japan und sogar bis nach Hawaii (1961). 1960 trat er zudem in der NTV Fernsehreportage The Master of Aikido auf. Außerdem entsandte Ueshiba gute Meister in viele andere Länder, um die Menschen den "Weg der Harmonie mit geistiger Kraft" zu lehren.

Im Jahre 1969 wurde Ueshiba plötzlich krank. Er leiete sein letztes Training am 10. März und wurde anschließend in ein Krankenhaus eingeliefert. Es wurde Krebs diagnostiziert. Am 26. April 1969 verstarb dieser Große Meister schließlich in Tokio. Nur zwei Monate später startb auch seine Frau Hatsu.